Wohncontainer im Camp Azraq (c) Müller-Rensch/Safouane 2018

Beyond Space & Time: Migrants‘ Agency in Camps

Ein Beitrag von Miriam Müller-Rensch – Die Fluchtentscheidung ist trotz des Zwangskontextes von Krieg und Konflikt regelmäßig die letzte, autonome Entscheidung Geflüchteter: Von der Flucht über die Stationen verschiedener Aufnahmelager wird Geflüchteten regelmäßig alle Handlungsmacht (agency) abgesprochen. Im Forschungsprojekt „Beyond Space & Time“ zeigen Interviews mit syrischen und irakischen Geflüchteten im jordanischen Flüchtlingscamp Al-Azraq auf, wie und wo sich geflüchtete Menschen Handlungsmacht in ihren neuen Lebensalltag erstreiten. Analysiert werden die von Müller-Rensch und Safouane durchgeführten Interviews anhand zeitlicher und räumlicher Dimensionen der Erinnerung an die Vergangenheit, das Ertragen der Gegenwart und das Imaginieren einer ungewissen Zukunft durch die Geflüchteten selbst.

Jenseits von Zeit & Raum: Handlungsmacht von Geflüchteten in Camps

HYP:   Leben und Erleben in Aufnahmelagern (Camps) Handlungsmacht stark eingeschränkt
Forschungsgegenstand:    zeitliche & räumliche Dimension von
a) Erinnerung an die Vergangenheit
b) Ertragen der Gegenwart
c) Imaginierung einer ungewissen Zukunft
durch die Geflüchteten selbst.
Erkenntnisinteresse:   Wo und wie Geflüchtete Handlungsmacht zurückerlangen
Empirische Grundlage:   Interviews mit syrischen Geflüchteten (Camp Al-Azraq, Jordanien 2018) à  Dr. Hamza Safouane, Universität Osnabrück und der Helmut-Schmidt Universität Hamburg)

Markt im Camp Azraq (c) Müller-Rensch/Safouane 2018
Markt im Camp Azraq (© Müller-Rensch/Safouane 2018)

Das Alltagsleben in Aufnahmelagern (Camps) für Geflüchtete unterscheidet sich weltweit grundlegend von Lager zu Lager. Dennoch sind die engen Leitplanken im Leben und Erleben vor Ort vergleichbar eng gesteckt und die Handlungsmacht (Agency) der in den Lagern lebenden Menschen stark eingeschränkt. Wo und wie sich Geflüchtete diese Handlungsmacht in ihrem neuen Lebensalltag zurückholen, ist Gegenstand des Forschungsprojektes „Beyond Space & Time: Migrants‘ Agency in Camps“. Die analytisch zentrale Rolle spielen hierbei die zeitliche und räumliche Dimension der Erinnerung an die Vergangenheit, das Ertragen der Gegenwart und die Imaginierung einer ungewissen Zukunft durch die Geflüchteten selbst.

Empirische Grundlage bilden die Ende 2018 gemeinsam von Dr. Hamza Safouane, Post-Doc-Mitarbeiter der Universität Osnabrück und der Helmut-Schmidt Universität Hamburg, und Prof. Dr. Miriam Müller-Rensch geführten Interviews mit syrischen Geflüchteten im jordanischen Camp Al-Azraq. Gemeinsam mit den wissenschaftlichen Assistent*innen der Forschungsstelle RUK der Fachhochschule Erfurt codieren Safouane und Müller-Rensch derzeit die Gespräche mit über 50 Interviewpartner*innen, die von 2014 bis 2018 ihre Heimat in Syrien aufgrund des Bürgerkrieges und seiner Auswirkungen verlassen mussten. Safouane und Müller-Rensch arbeiten hier soweit möglich induktiv und wollen so auch im Forschungsprozess Räume für die Rückforderung von Handlungsmacht durch Geflüchtete schaffen.

Bisherige Publikationen im Projekt:

  • A Claim for Agency: From Guest to Host in Jordan’s refugee camps – Notes from the Field, in: Fromm/Nicolas, Jünemann, Annette/Safouane, Hamza (Hg.) Power in Vulnerability. A Multi-Dimensional Review of Migrants’ Vulnerabilities (Editor: Annette Jünemann), Springer VS, September 2021.

Herausgeberschaft, Redaktionelle Betreuung und Endredaktion: Miriam Müller-Rensch