Ein Beitrag von Miriam Müller-Rensch – Die Integration extremistische Rückkehrer*innen aus Irak und Syrien stellt die Gesellschaften ihrer Heimatländer vor politische und soziale Herausforderungen. Im Projekt INSERT der Forschungsstelle RUK werden Konzeptionen der De-Radikalisierung und Exit-Programme analysiert, sowie die Kooperationsprozesse der relevanten Akteure in den Blick genommen. Alleinstellungsmerkmal von INSERT ist das Professionsverständnis Sozialer Arbeit und sozialer Berufe als primäre Perspektive auf den bisher vorrangig sicherheitspolitisch verhandelten Themenkomplex von IS-Rückkehrer*innen.
INSERT – Integration Straffälliger Extremistischer Rückkehrer*innen durch Innovationen in der Kooperation sozialer Berufe mit Justiz, Justizvollzug und Polizei: Pilotstudie Thüringen
Integration of IS-extremist returnees through innovations in cooperation between social professions, the police force and justice system in Thüringen, Germany
Hypothese: Eine verbesserte Kooperation der relevanten Akteure verbessert sowohl die Sicherheitslage im Wiederaufnahmeland als auch die individuelle Lage der Rückkehrer*innen
Forschungsgegenstand: Reibungsverluste bei Kooperation der am Re-Integrationsprozess beteiligten Akteure
Erkenntnisinteresse: Herausforderungen durch IS-Rückkehrer*innen aus Irak & Syrien für Gesellschaften ihrer Heimatländer politisch & sozial effizienter bewältigen
Empirische Grundlage: Analyse der Konzeptionen De-Radikalisierung und Exit-Programme; Kooperationsprozesse der Akteure; Interviewführung Rückkehrer*innen & Stakeholder
Perspektive: Übertrag in andere Bereiche der Extremismusprävention und –intervention
Die Rückkehr jihadistischer Kämpfer*innen und Anhänger*innen des sogenannten „Islamischen Staates“ aus den Kriegskontexten des Irak und Syrien in Ihre Heimatländer stellt die Gesellschaften pluraler Demokratien vor die soziale und politische Herausforderung, den Widerspruch öffentlicher Sicherheit und persönlicher Menschen- und Freiheitsrechte aufzulösen. Die ersten Ansätze der EU-Staaten und ihrer engsten Partner im Globalen Norden, mit IS-Rückkehrer*innen vor, während und nach einer möglichen Verurteilung und Inhaftierung umzugehen, sind dabei so divergierend, wie die sozialen und justiziellen Systeme der jeweiligen Staaten selbst. Was sich jedoch bereits jetzt deutlich abzeichnet, ist die Vergleichbarkeit der Problemstellungen aus der Kooperation der am Re-Integrationsprozess beteiligten Akteure aus Sozialer Arbeit, dem Justizvollzug und der Polizei, sowie im grundsätzlichen Umgang mit Rückkehrer*innen durch staatliche Stellen.
Reibungsverluste bei der Kooperation der beteiligten Akteure
Während die Frage nach dem ethisch, rechtlich und sozialen „richtigen“ Umgang mit Rückkehrer*innen jede Gesellschaft für sich selbst wird beantworten müssen, eröffnet insbesondere der bundesländer- und staatenübergreifende Vergleich von Konflikten an den neuralgischen Schnittstellen der am Re-Integrationsprozess beteiligten Akteure neue Lösungsansätze, Möglichkeiten der Prozessverbesserung und alternative Perspektiven hin zu Innovationen bezüglich der Koordination und gegenseitiger Unterstützung der zentralen Akteure. Dabei unterscheiden sich soziale Berufe wie Soziale Arbeit, Justizvollzug und Polizei nicht allein in ihrer Arbeitsweise, sondern insbesondere auch in Ihrem Blick auf die Person der Rückkehrer*innen und dem für die jeweilige
Profession resultierenden Mandat.
Ein sozialarbeiterischer Blick auf ein bislang sicherheitspolitisch verhandeltes Thema
Alleinstellungsmerkmal von INSERT ist an dieser Stelle das Professionsverständnis Sozialer Arbeit und sozialer Berufe als primäre Perspektive auf den bisher vorrangig sicherheitspolitisch verhandelten Themenkomplex von IS-Rückkehrer*innen. Zielstellung von INSERT ist es deshalb unter der Berücksichtigung des jeweiligen Professionsverständnisses zunächst erfolgreiche Prozesse und Integrationsprogramme zu identifizieren, um im Anschluss auf Grundlage der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Berufsfelder neue, innovative Ansätze zur Verbesserung der Kooperation zu entwickeln.
Insbesondere soll im Projekt die in Praxis und Forschung bislang unterbeleuchtete Rolle von Frauen innerhalb der globalen Bewegung des jihadistischen Salafismus und somit auch im Netzwerk von IS-Rückkehrer*innen in Deutschland Berücksichtigung finden.
Die Thematik von Rückkehrer*innen nach Europa wird beispielsweise im Rahmen des “International Forum for Expert Exchange on Countering Islamist Extremism” (InFoEx) verhandelt. Hier geht’s zum Tagungsbericht InFoEx 2020.
Herausgeberschaft, Redaktionelle Betreuung und Endredaktion: Miriam Müller-Rensch